Taktlos
Festival für grenzüberschreitende Musik
Zürich, 14.–16. März 2019
kuratiert von Manuel Troller

Facebook
Instagram
Editorial

Donnerstag, 14. März 2019
20:00 – Kanzlei
Schnellertollermeier
Eve Risser Solo
Joshua Abrams & Natural Information Society

Freitag, 15. März 2019
19:30 – Kanzlei
Dans les arbres
Die Enttäuschung

22:45 – Xenix
Tom Ramon

Samstag, 16. März 2019
17:00 – Kanzlei
Mette Rasmussen – Sofia Jernberg
Camille Emaille – Hans Koch – dieb13

21:00 – Zukunft
Manuel Troller Solo
Oren Ambarchi – Will Guthrie
Laurel Halo DJ-Set

Media
Plakat
Kontakt
Impressum
Archiv

Ein freundlicher Dank für die finanzielle, materielle und ideelle Unterstützung geht an:

Schnellertollermeier

Donnerstag, 14. März 2019
20:00 – Kanzlei

Es ist verblüffend: Die scharf konturierten Grooves und minimalistischen Gitarrenläufe bleiben einem im Gehör hängen wie ein Popsong. Schnellertollermeier gehören zur seltenen Sorte von Bands, die neben einer avantgardistischen Jazzcombo genauso gut aussehen wie unter freiem Himmel an einem heiteren Sommerfestival. Das hat vor allem mit ihrer Fähigkeit zu tun, komplexe Kompositionen wie butterzartes Amalgam klingen zu lassen. Wenn man wollte, könnte man diese Musik in Minimal, Rock, Jazz, Impro oder gar Techno aufdröseln. Doch das will man nicht, denn Schnellertollermeier funktionieren wie ihr bestechend simpler, aus drei Nachnamen zusammengesetzter Bandname: als massiertes Ganzes, das seine Teile – Bass, Gitarre und Schlagzeug – stets weit überragt.

Manuel Troller – Guitar
Andi Schnellmann – Bass
David Meier – Drums

schnellertollermeier.ch

Eve Risser Solo

Donnerstag, 14. März 2019
21:15 – Kanzlei

Wenn Eve Risser ihren präparierten Flügel in Schwingung versetzt, fühlt sich das an, als ob man auf einer Reise durchs Weltall unterwegs wäre. Auch wenn minimalistische Wiederholungen da und dort etwas Orientierung bieten, überlässt uns die französische Pianistin doch meist dem bodenlosen Schwebezustand. Ihre Musik folgt keinen melodischen Entwicklungen, sie kann rhythmisch sein, fokussiert aber nicht auf Grooves. Vielmehr lebt sie davon, dass Risser ihrem Instrument, dessen Klaviatur sie wie ein Steuerpult bedient, eine schier endlose Palette an stufenlos variierten Sounds entlockt – einen impressionistischen Klangkosmos. Wenn man in diesem atonalen, multirhythmischen Klang keinen Halt mehr sucht, entfaltet er eine überwältigende Schönheit.

Eve Risser – Piano

everisser.com

Joshua Abrams & Natural Information Society

Donnerstag, 14. März 2019
22:20 – Kanzlei

Man kann nicht anders, als in dieser Band einen stillen Gegenpol zur digitalen Welt zu sehen. Ihre Haltung ist radikale Geduld, ihr Sound klingt urtümlich und rituell. Harmonische und rhythmische Verschiebungen zeichnen sich nur ganz subtil und über lange Zeiträume ab und kanalisieren sich über die Dauer zu einem vielschichtigen Trip. Natural Information Society gruppieren sich in wechselnder Besetzung um Joshua Abrams, der – neben zahlreichen Engagements als Bassist im Chicagoer Underground – auch Kompositionen für Filme und Kunstwerke geschaffen hat. In dieser Band spielt er meistens eine Gimbri, eine dreiseitige nordafrikanische Basslaute. Wenn sich über diesem Instrument dann musikalische Welten und Traditionen kurzschliessen, sind wir wieder mitten in der vernetzten Welt.

Joshua Abrams – Gimbri, Bass
Lisa Alvarado – Harmonium, Gong
Jason Stein – Bass Clarinet
Mikel Avery – Drums

joshuaabramsmusic.com
naturalinformationsociety.com

Dans les arbres

Freitag, 15. März 2019
19:30 – Kanzlei

Diese Musik würde auch als Soundtrack zu einem surrealistischen Film funktionieren. Doch am besten überlässt man sich ihren eigenen Bildern, folgt blind diesen scheinbar zufällig und singulär in den Raum gesetzten Tönen, versenkt sich in ihre rätselhafte Poesie. Dann verschwinden auch die vier Musiker, die als Dans Les Arbres spielen, denn ob einer dieser Klänge gerade aus einem präparierten Klavier, einem Synthesizer, einer E-Gitarre oder einem Perkussionsinstrument kommt, lässt sich oft nicht so genau sagen. Diese Musik kreiert ihre eigenen Gesetze, Geschichten und sogar dramatischen Szenen. Denn bei all der Friedfertigkeit, die sie ausstrahlt, baut sie auch eine Spannung auf, die zuweilen beklemmend wirken kann.

Xavier Charles – Clarinet
Ivar Grydeland – Guitar
Christian Wallumrød – Piano
Ingar Zach – Gran Cassa, Percussion

danslesarbres.net
xaviercharles.com
ivargrydeland.com
christianwallumrod.com
ingarzach.com

Die Enttäuschung

Freitag, 15. März 2019
20:40 – Kanzlei

Wie eine Trophäe erscheint es als Erstes auf ihrer Website, das schmeichelhafte Zitat des US-Jazzjournalisten John Corbett. Im Magazin «Downbeat» erklärte dieser die Berliner Gruppe Die Enttäuschung kurzerhand zur besten Jazzcombo der Welt. Der Bandname klingt da wie ironisches Understatement – aber nein, prahlerisch ist dieses Quintett auf keinen Fall. Die Musiker verzichten auf erfinderisches Spektakel und zelebrieren stattdessen die geölte Perfektion der Working Band. Die Rhythmusgruppe treibt ein wuchtiges Gespann aus Klarinette, Trompete und Posaune an“. Konzentriert und melodiös federn die Solos über komplexe Bebop-Gerüste und einen mitreissenden Swing – und ziehen den einen oder anderen freien Schlenker.

Rudi Mahall – Bass Clarinet, Clarinet
Axel Dörner – Trumpet
Christof Thewes – Trombone
Jan Roder – Bass
Michael Griener – Drums

dieenttaeuschung.org

Tom Ramon

Freitag, 15. März 2019
22:45 – Xenix

Hauptamtlich sitzt Ramon Landolt beim erfinderischen Trio Heinz Herbert hinter den Tasten – spielt präpariertes Klavier oder Orgel, werkelt an verschiedenen Synthesizern, streut Samples ein. Das Trio steuert griffige Patterns und Grooves durch ein psychedelisches Klangbad, changiert immer wieder zwischen scharfen Konturen und Selbstauflösung in hektischen Bildern oder einer dicht gestrickten Soundwand. Manchmal spielt Landolt deutliche Figuren, ein paar Takte Minimalklavier etwa, doch meist lässt er flächige Sounds aus seinem Tastaturenpark aufsteigen, die uns in einen extraterrestrischen Schwebezustand hieven. Als Tom Ramon, seinem Soloprojekt, sind seiner Tüftelei keine äusseren Grenzen mehr gesetzt. Wohin diese Reise wohl führen wird?

Ramon Landolt – Synthesizers, Electronics

tomramon.com

Mette Rasmussen – Sofia Jernberg

Samstag, 16. März 2019
17:00 – Kanzlei

Sofia Jernberg ist so mutig, es mit blosser Stimme gegen Mette Rasmussen aufzunehmen. Denn was aus deren Saxofon dringt, kann einen glatt überrollen. Ihre Sounds sind übersteuert und roh, ihr Spiel prescht von Ausbruch zu Ausbruch – freier Jazz mit einem Herz aus Punk. Doch auch Jernberg lässt ihr Stimmorgan immer wieder in höchste Intensitätsstufen schnellen, sodass ihre Stimme in einigen Momenten fast nicht mehr menschlich klingt. Jernberg ist eine nomadische Stimmforscherin, sucht ausserhalb der westlichen Musik immer wieder nach neuen Klängen und nutzt sie zur experimentellen Erweiterung ihres Gesangs. Wenn Rasmussen dazu ihr Saxofon röhren und schnattern lässt, ist oft kaum mehr unterscheidbar, wer hier singt und wer spielt.

Sofia Jernberg – Voice
Mette Rasmussen – Saxophone

 
Camille Emaille – Hans Koch – dieb13

Samstag, 16. März 2019
18:00 – Kanzlei

Dieses Trio ist eine Art Gipfeltreffen der Geräuschkunst. Da ist einmal die Schlagzeugerin Camille Emaille, die Musik als Teil des alltäglichen Lebens begreifen und praktizieren will; bei sogenannten «wilden Konzerten» an Orten wie Tunnels oder verlassenen Gebäuden erkundet sie Wirkungen des Klangs auch über die Beherrschung oder Präparation des Instruments hinaus. Hans Koch beschäftigt sich schon Jahrelang exzessiv mit Geräuschen, Saxophon oder Bassklarinette entlockt er ein ganzes Universum an schrägen Sounds. Sein eigenwilliges Spiel kann schrill und ungestüm sein, aber auch ganz zarte Wendungen nehmen. Und der Turntable-Künstler Dieb 13 legt ein paar Experimentalplatten auf und verdichtet die Soundschnipsel aus radikal verschiedenen Welten zu einer angenehm fremdartigen Legierung.

Hans Koch – Clarinette, Saxophone
Camille Emaille – Drums
dieb13 – Turntables

camilleemaille.com
hansko.ch
dieb13.klingt.org

 
 
Manuel Troller Solo

Samstag, 16. März 2019
21:00 – Zukunft

Manuel Troller stellt sich dieser Nacktheit mit voller Wucht: alleine an der Gitarre, ohne Overdubs hat er auch sein aktuelles Soloalbum «Vanishing Points» aufgenommen. Statt die Soundwucht der elektrischen Gitarre zu mobilisieren, feilt er an einer eigenwilligen Welt aus filigranen Miniaturen. Man kann Troller irgendwo in dieser Welt abpassen, folgen – und ist gefesselt: Er beschwört schroffe Drones herauf und dreht sie in Richtung Techno. Er türmt seidenfeine Soundscapes aufeinander, lässt diese als Chor im Raum schweben und sticht mit Bruchstücken von Grooves oder perkussivem Geknatter hinein. Er lässt wirblige Patterns sich verzahnen. Er spielt zarte Jazz-Solos. Er dekonstruiert Western-Licks …

Manuel Troller – Guitar

manueltroller.com

Oren Ambarchi – Will Guthrie

Samstag, 16. März 2019
22:00 – Zukunft

Es sieht zwar aus wie eine Gitarre, was Oren Ambarchi da in der Hand hält, aber was das Instrument von sich gibt, erinnert über weite Strecken nur noch entfernt an eine solche. Meist setzen die mehrlagigen Soundflächen ganz leise an, bevor Ambarchi, nun mit der anderen Hand am Regler, minutiös von einer Intensitätsstufe oder Textur in die nächste gleitet, während sich am Horizont die Eskalation abzeichnet. Das Rückgrat dieses dynamischen Ritts ist der Schlagzeuger Will Guthrie, der den drängenden Sounds zeitliche Verbindlichkeit verleiht. In seinen ekstatischen Momenten gipfeln seine dramatischen Jazz-Grooves in verdichtetem Sperrfeuer. Man begreift, warum die beiden Australier nicht nur die Liebe zu Jazz und Experimentalmusik verbindet, sondern auch zu harten Trommeln und dröhnenden Riffs.

Oren Ambarchi – Guitar
Will Guthrie – Drums

orenambarchi.com
will-guthrie.com

Laurel Halo

Samstag, 16. März 2019
23:00 – Zukunft

Laurel Halo spürt Musik nicht nur auf und bearbeitet sie, als Innovatorin passt sie ausgesprochen gut zum Anspruch dieser Reihe, elektronische Clubmusik über den Dancefloor hinaus zur Geltung zu bringen. Die abstrakten Ambient-Collagen auf ihrem aktuellen Mini-Album «Raw Silk Uncut Wood» lassen die körpertreibende Clubmusik nur noch in der Ferne vermuten. Von dieser bleibt höchstens so viel übrig wie in ihrem grossartigen Song «Jelly» ab ihrem Album «Dust» 2017. Ja, das ist noch House, doch er desorientiert eher als dass er zieht. Zerquetschte Synthesizer spielen mit organisch knatternden Perkussionen, und alles dreht sich um Halos Stimme, die sich dem Zentrum doch ständig entzieht.

laurelhalo.com

Editorial

Liebe Besucherinnen und Besucher

Das Programm des Taktlos-Festival 2019 gestaltet der Schweizer Gitarrist Manuel Troller. Er übernimmt das zweite Karatorium des neuen Taktlos, das 2018 erstmals mit Gastkurator und neuen Standorten erfolgreich stattgefunden hat.

Manuel Troller ist einer der spannendsten Musiker der jüngeren Schweizer Szene, der sowohl mit seiner Band Schnellertollermeier als auch mit Solo- und Duo-Konzerten im In- und Ausland für Aufsehen sorgt. Sein Spektrum reicht von Improvisation und Minimal Music bis zu Rock und Pop. Vielseitig, aber kompromisslos, stets mit einer klaren Haltung – so hat er auch das Programm des Taktlos 2019 kuratiert. Viele der eingeladenen Projekte verfolgt Troller bereits seit Jahren oder gar Jahrzehnten. Wichtig ist ihm der eigenwillige Entwurf von Musik, welcher sich im Live-Kontext entwickelt und entfaltet. Improvisation und Struktur sind dabei die beiden Pole, die sich durch das Programm von Manuel Troller ziehen. Gegensätze, die verbinden: über Szenen, Genres und Generationen hinweg.

Wir freuen uns auf das Taktlos 2019 – das traditionsreiche und innovative Fest der grenzüberschreitenden Musik – und wünschen Ihnen, liebe HörerInnen, drei unvergessliche Tage!

Ihr Taktlos

Dringlichkeit, Auflösung, Vertiefung, Gegenwärtigkeit, Lebensfreude, Verbindung, Versenkung, Humor, Kraft, Zuflucht, Aktualität, Haltung, Essenz, Atmosphäre, Gemeinschaft, Überraschung –

ich freue mich!

Manuel Troller

Kontakt

Verein Taktlos
Binzstrasse 39
8045 Zürich

mail@taktlos.com

Impressum

Veranstalter: Verein Taktlos
Vorstand: Michelle Ettlin, Gregor Frei, David Meier, Tapiwa Svosve, Vertretung unerhört!
Festivalbüro: Anja Illmaier
Kurator 2019: Manuel Troller
Bandtexte: David Hunziker
Lektorat: Carola Köhler
Bühnenbild: Meret Kunz
Gestaltung: Urs Althaus
Website & Animation: Arno Schlipf, Jürg Lehni
Frameworks: paper.js, tone.js

Plakat

42 Sujets im Weltformat (895 x 1280 mm) gestaltet von Urs Althaus und durch den Song «Revolt» von Manuel Trollers Soloalbum «Vanishing Points» – jedes ein Unikat (1. Auflage) – first come, first served. CHF 30.– plus Versand oder abholen am Festival: mail@taktlos.com

01, 02, 03, 04, 05, 06, 07, 08, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42